Die ersten Anregungen und ein Antrag mit dem Ziel einer Abklärung der Möglichkeiten zur Begründung einer Städtepartnerschaft zwischen Kronberg und einer vergleichbaren Stadt in der früheren DDR entsprangen der Initiative der Kronberger SPD-Fraktion. (1985 Antrag in StVV: „Wir sprechen zwar eine Sprache, aber wir können uns nicht verstehen.“ Wilhelm Kreß, Fraktionsvorsitzender).

Im Jahr 1986 drängte sie auf entsprechende Sondierungsgespräche, denn zu diesem Zeitpunkt wurden bereits erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaften vereinbart. In der Folgezeit ergab sich für den Kronberger Mitbürger Dr. h.c. Walther Leisler Kiep die Möglichkeit, den Weg zu einer DDR-Städtepartnerschaft zu ebnen, indem er diesen Wunsch dem damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker vortrug, als jener in der Zeit vom 7. bis 11. September 1987 zu einem Staatsbesuch in Bonn weilte. Aufgrund familiärer Beziehungen Kieps zu Ballenstedt wurde diese als mögliche Partnerstadt vorgeschlagen. Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Wilhelm Kreß, (ab 1.12.1990 Bürgermeister bis 30.11.2008) und der damalige Bürgermeister Rudolf Möller, CDU, (Bürgermeister von1.10.1971 bis 30.11.1990, Ehrenbürger von Ballenstedt und Kronberg) wurden durch ihr politisches Engagement zu den „Machern“ dieser geplanten Städtepartnerschaft.

„ …Wenn der SPD-Antrag zunächst auch keine Mehrheit gefunden hat, wurde er gedanklich doch aufrechterhalten, weil zu diesem Zeitpunkt bereits erste deutsch-deutsche Städtepartnerschaften vereinbart waren und beiderseitige Verhandlungen geführt wurden. Auch die FDP sei stark partnerschaftsorientiert gewesen, nur „die CDU hat sich dagegen gesträubt“, erinnert sich Altbürgermeister Rudolf Möller. 

Grund waren die negativen Erfahrungen der Stadt Königstein mit Königstein in Sachsen unter dem damaligen Bürgermeister Antonius Weber, dessen Ansinnen schlicht abgelehnt wurde. …

Möller setzte bei seiner Fraktion eine hundertprozentige Kehrtwende durch, stieg zu Wilhelm Kreß ins Boot und beide zusammen wurden durch ihr politisches Engagement die „Macher“ dieser Städtepartnerschaft …“

(Textauszug Jubiläumssonderbeilage des Kronberger Boten, Juni 1998)

v. l. n. r. Carl Horst Hahn, Dr. h. c. Walther Leisler-Kiep und Erich Honecker

„Ein denkwürdiges Schreiben des Leiters der Ständigen Vertretung der Deutschen Demokratischen Republik, Ewald Moldt, an den damaligen Bürgermeister Rudolf Möller, datiert vom 9. November 1987, legte den Grundstein zur späteren Städtepartnerschaft. Darin heißt es im Wortlaut: „Während des Besuchs des Generalsekretärs des ZK der SED und Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Herrn Erich Honecker, in der Bundesrepublik Deutschland wurde vom CDU Bundesschatzmeister, Herrn Walther Leisler Kiep, der Wunsch nach Herstellung einer Städtepartnerschaft zwischen Kronberg und einer Stadt in der Deutschen Demokratischen Republik angesprochen. Nach erfolgter Prüfung möchte ich Sie darüber informieren, dass die Stadt Ballenstedt in der DDR ihre Bereitschaft erklärt, mit Kronberg eine solche Partnerschaft zu begründen. Der Bürgermeister von Ballenstedt erwartet eine entsprechende Initiative Ihrerseits, auf die er positiv antworten würde. Über die Bereitschaft der Stadt Ballenstedt zur Städtepartnerschaft mit Kronberg habe ich Herrn Leisler Kiep informiert.“
(aus Pressetext Jubiläumssonderbeilage des Kronberger Boten, Juni 1998)

Nachdem die Mitglieder des Kronberger Stadtparlaments auf ihrer Sitzung vom 12. November 1987 informiert wurden, dass die Stadt Ballenstedt bereit sei, mit Kronberg eine Partnerschaft einzugehen, wurde in Kronberg eine Partnerschaftskommission gegründet, die Kontakt mit dem Rat der Stadt Ballenstedt aufnahm und nach Kronberg einlud.

Christoph Schröter beschreibt diese Zeitspanne in Ballenstedt wie folgt:

(Textauszüge aus „Ballenstedt im 20. Jahrhundert – 1920 bis 2000“ / Die Jahre 1945-1988)
„… die erneute Steigerung der Braunkohlenutzung ( ab 1983) … ließ die Umweltverschmutzung unerträglich werden, so dass das Protestpotential in der Bevölkerung wuchs, der Staatssicherheitsdienst notierte besorgt die Beunruhigung der Bevölkerung, die sich in ersten kleinen Gruppenzusammenkünften zeigte. …
Versuche, Kontakte zu westdeutschen Gruppen, zu einer Partnerstadt oder zu SPD-Organisationen zu finden, scheiterten damals am fehlenden Geld und am Unwillen der Gegenseite. Das Lockthema Friedensvertrag und Wiedervereinigung war noch ohne Chance. Längerfristig aber erwuchs aus der realen Abschottung und der erzwungenen Eigenentwicklung ein neues Selbstverständnis und ein besseres Nebeneinander der beiden deutschen Staaten und der Menschen in ihnen.

Ein bemerkenswertes Zeichen der nötigen politischen Entspannung hatte die Kleinstadt Ballenstedt erleben können: Beim Besuch Honeckers 1987 in Bonn gelang es Dr. Walther Leisler Kiep durch seine familiären Bezüge zu Ballenstedt die erste Städtepartnerschaft zwischen zwei kleineren Kommunen zu erreichen. Sie wurde zwar zunächst ohne ausreichenden Bevölkerungskontakt, nur im Austausch offi zieller Delegationen, dargestellt, behielt aber über 1989 hinaus ihren Impulscharakter und Lebenskraft.“